Timeline trocken gelegt: Warum Marcus plötzlich keinen Surf-Content mehr sieht
Es ist 7:30 Uhr an einem kalten Montagmorgen, Marcus sitzt in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben, holt er sein Iphone aus der Jackentasche und öffnet die Facebook-App. Das Durchscrollen seiner Timeline gehört für ihn mittlerweile zur täglichen Morgenroutine. Seit einigen Tagen ist Marcus jedoch frustriert, weil sich die Inhalte in seiner Chronik verändert haben. Der 32-jährige Bankangestellte ist ein riesen Surf-Fan. Bisher konkurrierten Surf- und Wellenreitmarken auf Facebook um seine Aufmerksamkeit. Das ist eigentlich auch logisch, er liked zahlreiche Surfseiten, deren Inhalte ihn regelmäßig die unangenehme Atmosphäre in den völlig überfüllten Verkehrsmitteln vergessen ließen. Jetzt sind fast alle Wassersportinhalte verschwunden. Marcus ist genervt, er fragt sich: „Was ist passiert?“
Was Marcus nicht weiß: Inhalte tauchen nicht automatisch in seinem Newsfeed auf, nur weil ein Freund, ein Bekannter oder ein Unternehmen sie auf Facebook teilt, auch dann nicht, wenn er dem Unternehmen folgt bzw. mit dem Content-Absender befreundet ist. Ein Algorithmus entscheidet, ob, wann, wie oft und in welcher Reihenfolge Inhalte in seiner Chronik auftauchen. Er filtert die Informationswelle, die sonst über den User hereinbrechen würde, auf ein verträgliches Maß.
Wie der Algorithmus genau funktioniert und welche Inhalte er filtert, weiß nur Facebook. Es gibt jedoch Anhaltspunkte, die uns dessen Funktion erahnen lassen. Was wir sicher wissen, ist, dass er immer wieder angepasst und verändert wird. Die neuste Version hat Konsequenzen für Nutzer wie Marcus, besonders aber für Unternehmen, die auf eine große Reichweite auf Facebook angewiesen sind. In diesem Blog erfahren Sie alles Wichtige über die neusten Veränderungen. Außerdem lernen Sie, was Sie unternehmen können, damit Marcus und andere Nutzer Ihren Content wieder in ihrer Timeline finden.
Alarm in der Marketing-Welt: Wie der neue Algorithmus Facebook völlig umwirft
Mark Zuckerberg, CEO von Facebook, hat vor Kurzem mehrere radikale Änderungen an seinem Algorithmus angekündigt:
- Der neue Algorithmus gewährt Meldungen von Freunden deutlich mehr Vorrang, was dazu führt, dass Unternehmen vermehrt aus dem Newsfeed der Fans verschwinden werden. Zuckerberg möchte damit offiziell zurück zu den sozialen Wurzeln der Plattform und den sozialen Dialog zwischen Freunden und Bekannten fördern.
- Zusätzlich soll die Qualität der Inhalte ins Ranking einbezogen werden. Um die Güte der Beiträge zu messen, sollen regelmäßige Stichprobeninterviews mit Fans der jeweiligen Seiten durchgeführt werden.
- Facebook will User die Originalität eines Beitrags bewerten lassen. Blenden Nutzer Beiträge einer Seite häufig aus, vermutet Facebook, dass die Inhalte nicht authentisch sind.
- Facebook versucht Videos und Fotos aus dem Feed herauszuhalten, die immer wieder hochgeladen werden. Seiten, die bereits existierenden Content aufgreifen und teilen, können davon ausgehen, dass sich ihre Sichtbarkeit deutlich reduzieren wird.
- Engagement Baiting (z.B. „Like, wenn du das kennst“) wird aktiv unterbunden.
Das offizielle Ziel der Veränderungen lautet, ein „privateres Facebook für den User“ zu erschaffen. Die negativen Effekte für Unternehmen sind potenziell gravierend. Die organische (werbefreie) Reichweite wird für Unternehmen wahrscheinlich dramatisch sinken. Daher vermuten Branchenkenner, dass das Hauptziel von Facebook eher darin liegt, Unternehmen zu bewegen, in Facebook-Werbung zu investieren, damit die Reichweiten auf dem Niveau der Gegenwart erhalten werden können.
Was können Sie jetzt tun?
Für Unternehmen liegt die Herausforderung darin, trotz des neuen Algorithmus in den Newsfeeds ihrer Fans zu erscheinen. Beiträge werden künftig danach gefiltert, „ob sie zu bedeutungsvollen Interaktionen ermutigen“ (Quelle: Facebook). Was Zuckerberg damit meint, ist Folgendes: Facebook bevorzugt von jetzt an Inhalte, über die sich Freunde und andere Nutzer gerne unterhalten. Unternehmen, deren Content Gespräche zwischen Freunden ermöglicht, werden vom neuen Algorithmus daher kaum betroffen sein. Die Strategie für Unternehmen sollte folglich zwingend lauten: Der gepostete Content regt Fans und andere Nutzer an, miteinander zu kommunizieren.
Sie bekommen jetzt Schweißausbrüche und fragen sich, wie Sie die Strategie um Himmels Willen umsetzen sollen? Ganz ruhig! Ihre Anhängerschaft hat sehr viel Sympathie für Sie und Ihr Produkt, sonst würden diese Ihnen nicht folgen. Sie hat Ihnen bisher vielleicht sogar verziehen, dass Sie auf Ihrem Kanal nur selten unterhalten wurden. Ihre Fans sehnen sich nach Emotionen, Spannung und Faszination. Fangen Sie an, ihrer treuen Community etwas zurückzugeben und produzieren Sie Content, der berührt und begeistert.
Unternehmen und ihre Agenturen müssen sich von nun an auf Inhalte konzentrieren, die auf Konversationen zwischen Nutzern ausgerichtet sind. Erschaffen Sie Content zu aktuellen Themen. Ihre Follower haben dazu garantiert eine Meinung. Fragen Sie nach! Geben Sie Anregungen! Ihre Fans brennen darauf, sich mit Ihnen und anderen Nutzern auszutauschen.
„[Unternehmen] müssen schlichtweg gern gesehene Inhalte produzieren! Es darf nicht länger um Inhalte zum Konsumieren gehen, sondern um Inhalte zum Kommunizieren“
(Quelle: Michael Praestorius, Publizist und Unternehmer)
Frei nach dem Motto „Qualität vor Quantität“ sollten Sie aufhören, ausschließlich „schlichte“ Inhalte, die zur Belustigung der Community dienen, zu teilen. Die süßen Welpenvideos haben auf Ihrer Seite endgültig ausgedient. Erschaffen Sie stattdessen eigene, zielführende und hochwertige Inhalte.
Unternehmen sollten außerdem das Verhältnis redaktionellen Kosten zu den Investitionen bezahlter Inhalte überprüfen und eventuell verstärkt auf beworbene Beiträge setzen.
Ihrer neuen Facebook-Strategie können Sie mit einer leicht umsetzbaren Erstmaßnahme einen Kickstart verpassen. Klären Sie Ihre Fans über die Facebook-Einstellung „zuerst anzeigen“ auf. Unabhängig von Algorithmen werden Ihre Inhalte den Nutzern angezeigt, die ihr Häkchen sowohl bei „abonnieren“ als auch bei „zuerst anzeigen“ gesetzt haben.
Fassen wir zusammen
- Der Facebook-Algorithmus bestimmt, welche Inhalte Facebook-User in ihren Newsfeeds sehen können.
- Der Algorithmus hat sich in jüngster Vergangenheit dramatisch verändert. Unternehmen müssen sich dringend mit der Frage beschäftigen, ob ihre aktuelle Social Media-Strategie noch funktioniert.
- Back to the roots: Facebook will wieder sozial werden. Die Plattform fördert zukünftig die Kommunikation zwischen den Nutzern und nimmt dabei wenig Rücksicht auf die Interessen von Unternehmen.
- Damit Unternehmen weiter im Newsfeed ihrer Fans erscheinen, sollten:
- Sie nicht einfach vorhandenen Content aufgreifen und teilen.
- Sie Inhalte selbst produzieren, die qualitativ hochwertig und einzigartig sind.
- Sie Ihre Fans durch aktuelle Themen, Fragen und Meinungen zu gemeinsamen Gesprächen anregen.
- Sie überprüfen, ob Sie nach dem neusten Update noch über das richtige Verhältnis von redaktionellen Inhalten zu beworbenen Beiträgen verfügen. Setzen Sie gegebenenfalls auf Facebook-Ads.
- Sie Ihre Fans darauf Aufmerksam machen, dass Ihre Inhalte weiterhin erscheinen, wenn Nutzer die Kästchen „zuerst anzeigen“ und „abbonieren“ anklicken.